Fragen und Antworten zum Thema Leichte Sprache

1. Was ist Leichte Sprache?
Leichte Sprache ist eine spezielle Ausdrucksweise des Deutschen, die vor allem auf Verständlichkeit abzielt.
Leichte Sprache wurde für und von Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung entwickelt.
Leichte Sprache folgt bestimmten Regeln.

2. Was zeichnet Leichte Sprache aus?
Leichte Sprache ist leicht verständlich.
Leichte Sprache arbeitet mit Bildern, sie begleiten den Text und sollen diesen besser verständlich machen.
Texte in Leichter Sprache werden geprüft. Beispielsweise durch eine Prüfgruppe von Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung oder von Menschen, die gerade Deutsch lernen. Sie überprüfen, ob der Text für sie verständlich ist.

3. Wem hilft Leichte Sprache?
Leichte Sprache hilft vielen Menschen.
Zum Beispiel Funktionalen Analphabeten, Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung und Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

4. Warum ist Leichte Sprache wichtig?
Leichte Sprache ermöglicht vielen Menschen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Menschen werden durch Leichte Sprache befähigt, sich selbstständig zu informieren und selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen.

5. Was ist der Unterschied von Einfache Sprache und Leichte Sprache?
Der charakteristischste Unterschied ist, dass bei der Leichten Sprache eine klare und spezifische Zielgruppe besteht, zum Beispiel Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung oder Menschen mit geringen Deutschkenntnissen. Außerdem sind weitere Kriterien der Leichten Sprache die Bebilderung und die Prüfung durch eine Prüfgruppe entsprechend der Zielgruppe. Dies ist bei der Einfachen Sprache nicht die Regel.

6. Was bedeuten die Sprachniveaus in der leicht verständlichen Sprache?
Die Sprachniveaus richten sich nach dem GERS, dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen. Die Sprachniveaus des GERS reichen von A1 (unterste Sprachkompetenz) bis C2 (höchste Sprachkompetenz). Im Bereich der leicht verständlichen Sprache werden die Sprachstufen A1, A2 (Leichte Sprache) und B1 (Einfache Sprache) verwendet.
A1: A1 steht für die am leichtesten verständliche Stufe. Verwendet werden nur einfache, bekannte Wörter und kurze Sätze. Die Sätze sind sehr einfach geschrieben. In der Stufe A1 schreibt man nur die wichtigsten Informationen auf.
A2: Informationen in A2 erklären ein bestimmtes Thema so, dass die Leserinnen und Leser die wichtigsten Informationen verstehen. Zum Beispiel einen Bescheid oder eine Anweisung. Die Leserinnen und Leser sollen danach richtig handeln können. Zum Beispiel sollen sie schnell genug auf einen Bescheid antworten und keine Frist versäumen.
B1: Informationen in B1 sind so gemacht, dass sie die meisten Menschen leicht lesen und verstehen können. Es gibt keine schwierigen Fachbegriffe und Fremdwörter. Informationen in B1 sollen die Mehrheit der Bevölkerung erreichen. Auch die Menschen, die keine Fachleute auf einem bestimmten Gebiet sind.

7. Welche Kompetenzstufen entsprechen dem Siegel Leichte Sprache Baden-Württemberg?
Texte in A1 und A2. Das Siegel Leichte Sprache Baden-Württemberg wurde im Rahmen des Projekts Barrierefreie Kommunikation in der Verwaltung entwickelt.

8. Was ist der Mediopunkt?
Der Mediopunkt ist ein sehr altes diakritisches Zeichen. Bis zur Erfindung und Durchsetzung des Wortzwischenraums wurde er verwendet, um Wörter voneinander zu trennen. Mitunter wird zur Worttrennung in Texten in Leichter Sprache der Mediopunkt anstelle des Bindestrichs gesetzt.

9. Was sind die Vorteile des Mediopunkts?
Durch die Benutzung von Bindestrichen bei der Worttrennung würden sich die Ausgangs- und Zielsprache stark voneinander entfernen.
Die Bindestrich-Schreibweise könnte zu Fehlinterpretationen verleiten (z. B. Milch-Straße). Sie würden dann mehrere eigenständige Begriffe sehen, aber nicht den Begriff der Ausgangssprache.
In einem zusammengesetzten Wort gibt es Worthierarchien. Bei falscher Nutzung des Bindestrichs ist es eventuell nicht mehr ersichtlich, welcher Wortteil in der Hierarchie höher steht. Um diese Hierarchien deutlich zu machen, empfiehlt und verwendet die Uni Hildesheim sowohl den Bindestrich als auch den Mediopunkt (z. B. Bundes-Gleichstellungs•gesetz)

10. Was sind die Nachteile des Mediopunkts?
Der Mediopunkt ist ein Sonderzeichen. Im Gegensatz zum Bindestrich ist er nicht in der deutschen Rechtschreibung vorgesehen. Er bedarf einer Erklärung, da ihn weder die Zielgruppe noch andere Personen zum Beispiel in der Schule lernen. Das heißt: Der Mediopunkt ist also ohne zusätzliche Hintergrundinformationen nicht nutzbar und trägt damit eher zur Verwirrung als zur besseren Lesbarkeit bei.
Der Mediopunkt wird nur bei Texten in Leichter Sprache verwendet. So wird die Leichte Sprache eine exklusive Sprache. Das widerspricht dem Inklusionsgedanken.
Er ist nicht barrierefrei: Unterstützende Technologien (zum Beispiel Screenreader-Programme) haben Probleme damit, den Mediopunkt vorzulesen. Beim Schreiben auf der Tastatur gibt es keine Taste für den Mediopunkt.

11. Entsprechen Texte mit dem Mediopunkt dem Standard von Leichte Sprache Baden-Württemberg?
Nein.

12. Sind Texte in Leichter Sprache rechtssicher?
Texte in Leichter Sprache sind in aller Regel nicht rechtssicher. Unsere Empfehlung ist es, die wichtigsten Infos in Leichter Sprache zusammenzufassen und dem Ausgangstext beizufügen. Im Leichte Sprache-Text sollte ein Verweis auf den Ausgangstext erfolgen.

13. Haben Menschen mit Behinderung ein Recht auf Leichte Sprache?
Ja.

14. In welchen gesetzlichen Grundlagen ist die Leichte Sprache verankert?
Zum Beispiel im Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) und der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK).

15. Wer soll den Ansatz der Leichten Sprache umsetzen?
Träger der öffentlichen Gewalt.

16. Was müssen Träger der öffentlichen Gewalt im Bereich der Kommunikation umsetzen?
„Träger öffentlicher Gewalt sollen mit Menschen mit geistigen Behinderungen und Menschen mit seelischen Behinderungen in einfacher und verständlicher Sprache kommunizieren.“ (§ 11 Abs. 1 BGG).

17. Was müssen Träger der öffentlichen Gewalt im digitalen Bereich barrierefrei gestalten?
Träger der öffentlichen Gewalt gestalten ihre Internetseiten und mobilen Anwendungen, einschließlich dem Intranet, welches von den Mitarbeitenden genutzt wird, barrierefrei. Dies gilt zum Beispiel auch für downloadbare Formulare oder Filme auf der Internetseite.

18. Ab wann muss die digitale Barrierefreiheit umgesetzt werden?
Die Fristen reichen von September 2019 bis spätestens Juni 2021.
Beispielsweise:
Internetseiten, die nach dem 23.09.2018 veröffentlicht wurden, müssen ab dem 23.09.2019 barrierefrei sein.
Internetseiten, die vor dem 23.09.2018 veröffentlich wurden, müssen ab dem 23.09.2020 barrierefrei sein.
Mobile Anwendungen müssen ab dem 23.06.2021 barrierefrei zugänglich sein.
Die Überwachungsstelle des Bundes nimmt ihre Arbeit ab dem Jahr 2020 auf.

19. An wen kann ich mich wenden, wenn ich Fragen zur Leichten Sprache habe?
Verwaltungsmitarbeitende aus Kommunen und Behörden in Baden-Württemberg können sich im Rahmen des Projekts an den Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe e.V. oder an capito Stuttgart wenden.

20. Gibt es Netzwerke oder Arbeitsgruppen in Baden-Württemberg, die sich mit dem Thema Leichte Sprache beschäftigen?
Neben den Projektpartnern gibt es das Netzwerk Leichte Sprache Karlsruhe.